Code of Theater
Labor für plastisches Denken

                                       Künstliche Intelligenz


„Computer- und Informationstechnologie verändern zunehmend Forschung und Kultur. Sie ermöglichen schnelle und einfache Kommunikation über Kontinente hinweg, bewältigen komplexe Probleme in immer kürzeren Rechenzeiten, simulieren wirkliche und erzeugen imaginäre Welten in Wissenschaft, Technik, Kunst und Science Fiction. Doch hochentwickelte und sich selbst weiterentwickelnde - intelligente - Technik vereinfacht nicht nur unser Leben, sie geht auch immer einher mit neuen Fragen und Ängsten. Auch die Wissenschaften beschäftigen sich seit nun fast fünf Jahrzehnten mit dem Schaden und Nutzen der Automatisierung intelligenten Verhaltens - die Fachdisziplin der Künstlichen Intelligenz (kurz KI) hat sich in Forschung und Lehre als Schwerpunkt in der Wissenslandschaft etabliert.“


Joseph Weizenbaum, der mit seinem Programm »Eliza« Computergeschichte schrieb, ist seit vielen Jahren als Kritiker unreflektierter Computereuphorie bekannt.
Die Arbeit von Alan Turing wurde von Joseph Weizenbaum, dem deutschen Informatiker und Professor am Massachusetts Institute of Technology (MIT), mit großem Interesse verfolgt. Weizenbaum war nicht nur Informatiker, sondern auch Wissenschafts- und Gesellschaftskritiker.
ELIZA ist ein 1966 von Joseph Weizenbaum entwickeltes Computerprogramm, das die Möglichkeiten der Kommunikation zwischen einem Menschen und einem Computer über natürliche Sprache aufzeigen sollte. ELIZA gilt als der erste Chatbot in der Geschichte der Informatik. Das Programm zielte darauf ab, die Benutzer zu täuschen, indem es sie glauben ließ, dass sie ein Gespräch mit einem echten Menschen führten.
Joseph Weizenbaum, „ELIZA – A Computer Program For the Study of Natural Language Communication Between Man and Machine“


Weizenbaum: Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft
Weizenbaum will uns vor der Hybris der Naturwissenschaften warnen. Er fordert dazu auf, Wissenschaft und Technik rational einzusetzen, statt sie zu mystifizieren - und er tut dies mit viel Temperament. Insbesondere geht der erfolgreiche Computerwissenschaftler mit denjenigen seiner Kollegen ins Gericht, die uns (und wahrscheinlich sich selber) weismachen wollen, der Mensch sei im Prinzip nichts anderes als ein informationsverarbeitendes System, könne also vollständig mit einem hinreichend leistungsfähigen Computer simuliert werden. In eben dieser Überzeugung der Forscher, die sich mit der künstlichen Intelligenz beschäftigen und die er spöttisch dem Clan der »Artificial Intelligentsia« zuordnet, sieht Joseph Weizenbaum geradezu die Quintessenz naturwissenschaftlicher Borniertheit.
Er betonte immer wieder, dass die eigentliche Kontrolle und Entscheidungsgewalt immer in menschlicher Hand bleiben müsse, auch wenn künstliche intelligente Systeme (KIs) als Hilfsmittel zur Informationsbeschaffung herangezogen werden.
Der Frage, ob Maschinen in Zukunft denken können, hat sich Alan Turing bereits 1950 in seinem Artikel „Computing Machinery and Intelligence“ im Journal „Mind“
angenommen? Er hat dafür den sogenannten Turing-Test für Maschinen entwickelt.


Der künstliche Mensch und die Frage nach seinem Sinn

Die Sehnsucht des Menschen, sich selbst, seinen Körper und Geist zu perfektionieren, läuft der Entwicklung von künstlichen Intelligenzen diametral entgegen.

Die dem Menschen zum Verwechseln ähnliche Maschine, die in der Lage ist, eigene Entscheidungen zu treffen, unvorhersehbar und "menschlich" zu reagieren und damit eine nicht triviale Maschine zu simulieren, wäre eine wissenschaftliche Meisterleistung, dessen Sinn noch nicht definiert ist. Das Entwicklungsdogma des Menschen: schneller, höher, weiter - ist ebenfalls in seiner Sinnbehauptung nicht mehr schlüssig, seit die wirtschaftlichen Wachstumsphantasien und der Fortschrittsglaube kritisch hinterfragt werden müssen. Das bedeutet im Prinzip, dass wir versuchen uns in Geschwindigkeit und Effizienz der Maschine anzunähern, während der "künstliche Mensch" versucht, uns selbst in unserer Unvollkommenheit ähnlicher zu werden.

Die Trivialisierung des Menschen steht dem Versuch der Entrivialisierung des künstlichen Menschen als eine Schnittpunktentwicklung gegenüber. Irgendwann werden wir uns wohl begegnen.



Kurioserweise ist diese Entwicklung im Theater bereits vorweggenommen. Die Simulation von "lebendigen Menschen" durch lebendige Menschen wird durch automatisierte Abläufe im Tanz und durch die Mechanik von Wiederholungen im Schauspiel hergestellt. Das Ziel ist ein perfektes Ergebnis, welches in wochenlangen Proben hergestellt wurde und auf die gleiche Art und Weise immer wieder hergestellt werden soll. Nun, so würde es auch eine triviale Maschine machen.


Den Künstlern bleibt natürlich die Entscheidung vorbehalten, ob sie weiterhin diese Mechanik von Reproduktionen praktizieren wollen.