Code of Theater
Labor für plastisches Denken

05 Kausalität

 

Lineare Kausalität als Fundament westlichen Denkens


Kausalität ist bekannter weise die Verknüpfung einer Ursache mit einer Wirkung. Wenn die Ursache unbekannt ist, können wir, wenn wir die Naturgesetze kennen, auch von einer Wirkung auf die Ursache schließen. Aristoteles war wohl derjenige, der diese Beziehung von „Grund" und „Folge", oder „Ursache" und „Wirkung" durch eine Transformationsregel mit der Logik verknüpft hat.

Syllogismus ist die Methode, wie ein unwiderlegbarer Satz (Obersatz) und ein verknüpfter Untersatz zu einer logischen Schlussfolgerung führt.

In diesem Beispiel, welches durch alle Lehrbücher der Scholastik geisterte, musste Sokrates herhalten, um den deduktiven Syllogismus zu demonstrieren:


Obersatz:  Alle Menschen sind sterblich

Untersatz: Sokrates ist ein Mensch

----------------------------------------------------

Schlussfolgerung: Sokrates ist sterblich


Die bestechende Unfehlbarkeit, die im Aristotelischen Syllogismus verankert ist, und der überzeugende Erfolg dieses Erklärungsschemas in Physik und Astronomie hat Denker anderer Disziplinen angeregt, diesen Modus als Basis ihrer Argumentation zu übernehmen. Lineare Kausalität wurde das Fundament westlichen Denkens.


Physik:               Ursache - Naturgesetz - Wirkung

Physiologie:      Reiz - Organismus - Reaktion

Psychologie:     Motiv - Charakter - Verhalten

Rechner:            Input - Operation - Output

Mathematik:    Variable - Funktion - Ergebnis

Drama:               Motiv - Charakter/Figur - Handlung


Dabei fällt sofort auf, dass sich das Drama des Argumentationsschemas der Psychologie bedient. Eine Szene ist die Voraussetzung und Begründung der Nächsten. Die lineare Kausalität ist gleichzeitig das Erklärungsschema der Handlung.

Aber auch Aristoteles hatte in seinen vier Transformationsregeln der Verknüpfung von Ursache und Wirkung eine finale Ursache beschrieben, wobei die zeitliche Abfolge eine Rolle spielt. Dabei kann die Ursache in der Zukunft liegen und die Wirkung in der Gegenwart. Die Ursache entsteht durch Zielsetzung, also im Prinzip durch den menschlichen Willen: „Ich jogge, um mich gesund zu erhalten.", oder „Ich investiere, um Gewinne zu erzielen."

Mit der Entwicklung der Naturwissenschaften sind jedoch andere Formen der Kausalbeziehung gegenüber der causa efficiens vernachlässigt worden, und darüber hinaus hat dieses Erklärungsschema viele andere, wie Metapher, Parabel, Hyperbel, Analogie u.s.w., im Laufe der Zeit verdrängt.


Der kybernetischen Forschung ist es zu verdanken, dass wir inzwischen auch nichtlineare Kausalitäten kennen. Damit stark verknüpft ist der Begriff der Zirkularität.

In der Kybernetik bezeichnet Zirkularität das Resultat von Rückkopplungsprozessen. Zirkularität beschreibt das zentrale Prinzip kybernetischen Denkens oder kybernetischer Prozesse.



Weiter